Die DR-Baureihe 01.10 gehört zur Bauart 2'C 1' h3. Sie verfügt über 2 aufeinanderfolgende, in einem Drehgestell vereinigte, vom Hauptrahmen unabhängige Laufachsen, sowie 1 vom Hauptrahmen unabhängige Laufachse. Die Dampfart ist Heißdampf und die Maschinen besitzen 2 bzw. 3 Zylinder.

 

Mehr Wissenswertes

Bei der DR-Baureihe 01.10 handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Dampflokomotiven der Deutschen Reichsbahn.

Für ihr Netz schnellfahrender D- und FD-Züge, benötigte die Deutsche Reichbahn Dampflokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Zu befördern galt es Züge mit 550 Tonnen in der Ebene mit 120 km/h und 425 Tonnen auf einer Steigung von 4 Promille mit 100 km/h.

Details zur DR-Baureihe 01.10


  • Hersteller: Schwartzkopff
  • Gesamtlänge: 24.130 mm
  • Nummerierung: 01 1001, 01 1052–1105
  • Gewicht: 114,3 t (Ursprungskessel) 110,8 t (Neubaukessel, kohlebefeuert) 111,6 t (Neubaukessel, ölbefeuert)
  • Baujahre: 1939–1940
  • Höchstgeschwindigkeit: 140/150 km/h vorwärts, 50 km/h rückwärts
  • Ausmusterung: 1975
  • Brennstoffvorrat: 10 t Kohle oder 13,5 m³ Schweröl
  • Wasservorrat: 38.0 m³
  • Anzahl: 55
  • Leistung: 1.559 kW (Ursprungskessel) 1.728 kW (Neubaukessel, kohlebefeuert) 1.817 kW (Neubaukessel, ölbefeuert)
  • Zugheizung: Dampf
  • Kesselüberdruck: 16 bar
  • Gattung: S 36 20
  • Bauart: 2'C1' h3
  • Tender: 2’3’ T 38

Die bereits vorhandenen Lokomotiven der Baureihe 01 und Baureihe 03 waren zwar nur bis max. 130 km/h zugelassen, kunstruktiv jedoch für eine Geschwindikgeit von 140 km/h ausgelegt. Eine höhere Geschwindigkeit konnte auf Grund der starken Zuckbewegungen durch das Zweizylindertriebwerk nicht gewährleistet werden. Im Hinblick auf bessere Anfahreigenschaften entschied man sich zu Beschaffung von Dampfloks mit Dreizylindertriebwerken und einfacher Dampfdehnung.

Die Fahrzeuge wurden mit einer 400 Millimeter über Schienenoberkante heruntergezogenen Stromlinienverkleidung ausgerüstet. Dies sollte zur Verringerung des Fahrwiderstandes beitragen. Dadurch konnte die Zugleistung, wie sich bei Versuche mit der Baureihe 03 zeigten, bei Geschwindigkeiten von 140 km/h um 48% gesteigert werden. Durch eine schlechtere Dampfversorgung der Dreizylindertriebwerke, wurde die Mehrleistung bei höheren Geschwindigkeiten teilweise aufgezehrt.

Es wurde ein Bedarf von 400 Lokomotiven berechnet. 1939 wurden dann 204 Stück bei allen großen Lokomotivfabriken in Deutschland bestellt. Es wurden Kriegsbedingt nur 55 Lokomotien ausgeliefert. Sie alle stammen von der Firma Schwarzkopff.

Die folgenden Bahnbetriebswerke erhielten die DR-Baureihe 01.10:

Leipzig Hbf West,
Berlin Anhalter Bahnhof,
Halle (Saale) Hbf,
Hamburg-Altona,
Hannover-Ost, Bebra, Erfurt P,
Dresden-Altstadt,
Frankfurt (Oder) Pbf,
Würzburg,
München sowie
das Versuchsamt Grunewald.

Ein Teil der Lokomotiven wurden während des Krieges nach Breslau und Kattowitz abgegeben. 1944 wurden alle Lokomotiven nach Westdeutschland verlegt.

Nach Kriegsende befanden sich die Fahrzeuge in einem desolaten Zustand. Vielfach fehlten Teile der Stromlinienverkleidung und die Kessel zeigt erste Ermüdungserscheinungen. Am 20. Juni 1945 wurde über die Ausmusterung über die gesamte Baureihe entschieden. Die bisherige Laufleistung der Maschinen belief sich auf 500.000 Kilometer. Aufgrund des herrschenden Lokomotivmangels griff man doch wieder auf diese Baureihe zurück. Einige Loks mit kleineren Mängeln bzw. Schäden wurden vorläufig wieder instandgesetzt.

Ein Großteil der DR-Baureihe 01.10 blieb bis 1949 abgestellt. Im selben Jahr wurde beschlossen, dass sämtliche Lokomotiven aufgearbeitet werden. Bis auf die Dampflok 01 1067. Bei der Aufarbeitung der Fahrzeuge wurde die Stromlinienverkleidung komplett entfernt und es wurden Witte-Windleitbleche montiert. Die Äußere Erscheinung war für deutsche Lokomotiver eher ungewöhnlich. Das lag an den klobig wirkeneden Oberflächenvorwärmer, der quer vor dem Schornstein sitzend verblieb. Deshalb war die Rauchkammertür oberhalb der Mitte gerade abgeschnitten. Lediglich zwei Loks waren mit der runden Rauchkammertür versehen worden.

Die Problembehafteten Kessel aus St 47 K wurden zwischen 1953 und 1956 durch neue Hochleistungskessel mit Verbrennungskammer und einer Mischvorwärmeranlage Bauart Heinl im Ausbesserungswerk Braunschweig ersetzt. Die Neubaukessel verfügten über einen größeren Anteil an Strahlungsheizfläche und geringerer Rost- und Gesamt-Verdampfungsheizfläche. Und trotzdem lag die Verdampfungsleistung um rund 10% höher als bei den Altbaukesseln. Bei den Lokomotiven mit Öl-Hauptbefeuerung waren so Dampfverbräuche von bis zu 5,8kg/PSih möglich.

Die 01 1100 erhielt 1956 zusammen mit dem neuen kessel eine Öl-Hauptbefeuerung. Die Leistung konnte so nennenswert erhöht werden. Des weiteren konnte die Ölfeuerung elastischer geregelt und damit den Betriebsverhältnissen besser angepasst werden. Die Fahrzeuge waren so wirtschaftlicher. Zudem konnte die Arbeit des Heizers erleichtert werden, da nun keine Kohlen mehr geschaufelt werden mussten. Die Brennstoffzufuhr wurde über einen Schieber reguliert. Der Heizer konnte nun den Lokführer beider Streckenbeobachtung unterstützen. Verfeuert wurde das Schweröl (Bunker-C). 1957 wurde beschlossen, dass man weitere 33 Lokomotiven dieser Baureihe mit Ölfeuerung ausstattete.

1968 erhielten die kohlebefeuerten Lokomotiven die Baureihenbezeichnung 011, die ölbefeuerten die 012. Die Dampfloks wurden auf allen wichtigen Hauptstrekcen, z.B. Hamburg-Würzburg oder Hamburg-Hamm, eingesetzt. Zuletzt waren sie auf den Strecken Hamburg-Westerland und Rheine-Norddeich zu finden.

Am 31. Mai 1975 wurden die letzten Fahrzeuge der Baureihe vom Bw Rheine letztmals planmäßig eingesetzt und anschließen und Anteilnahm von Eisenbahnfreunden ausgemustert.