Die Dampflok BR 74, genannt auch preußische T12, eine Heißdampfvariante der Nassdampflok T 11, wurde erstmals 1902 getestet. Von 1905 bis 1921 wurden in der Union Gießerei und bei Borsig Berlin insgesamt 1014 Exemplare (DR 74 401–543, 545–1321) dieser rund zwölf Meter langen und 65 t schweren Lok produziert. Zu den baulichen Besonderheiten der Reihe gehörte die Installierung des Zweizylinder-Triebwerks zwischen Laufradsatz und erster Kuppelachse. Die außergewöhnlich langen Ein- und Ausströmrohre der Dampfmaschine haben in dieser Anordnung ihren Grund. Zur Verbesserung des Kurvenverhaltens wurde die Dampflok BR 74 mit einem Krauss-Helmholtz-Lenkgestell ausgestattet, einer speziellen Deichselverbindung zwischen Kuppel- und Laufachse, die eine gegensätzliche Bewegung der beiden Achsen erlaubt. Außer im Personenverkehr der Preußischen Staatseisenbahnen, die an die 1000 Stück aus der Baureihe 74 in Betrieb hatten, wurde die leistungsstarke (in der Ebene konnten knapp 300 t mit 75 km/h bewegt werden, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 80 km/h) aber wegen zu geringer Kesselreserven nicht gerade sehr ausdauernde Lok unter anderem bei der Reichseisenbahn Elsaß-Lothringen und der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn eingesetzt. In und um Berlin fuhr die T12 als Vorgängerin der späteren der S-Bahn auf dem gesamten Stadt- und Ringbahnnetz.
Details zur Dampflok BR 74
Hersteller: | Union, Borsig |
Gesamtlänge: | 11.800 / 12.100 mm |
Nummerierung: | DR 74 401–543 & 545–1321n |
Gewicht: | 65,6 t |
Baujahre: | 1902-1921 |
Höchst- geschwindigkeit: | 80 km/h |
Ausmusterung: | 1968 |
Brennstoff- vorrat: | 2,5 t Steinkohle |
Wasservorrat: | 7.0 m³ |
Anzahl: | 1014 |
Leistung: | 640 / 669 kW |
Kessel- überdruck: | 12 bar |
Gattung: | Pt 34.17 |
Bauart: | 1'C h2t |
Wissenswertes |
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Die Dampflok BR 74 gehört zur Bauart 1'C h2. Sie verfügt über 1 vom Hauptrahmen unabhängige Laufachse, sowie 3 gekuppelte im Hauptrahmen gelagerte Achsen. Die Dampfart ist Heißdampf und die Lok besitzt 2 Zylinder. Mehr Wissenswertes |
Die Verwendung der Dampflok BR 74 ab 1924
Mit der Elektrifizierung ab 1924 fanden die Loks mehr und mehr im kurzen Güterstrecken- und Rangierdienst Verwendung. 899 Exemplare wurden 1925 durch die Reichsbahn übernommen, davon die meisten aus dem Besitz der Preußischen Staatsbahnen, weitere von den Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen und den Eisenbahnen des Saargebietes. Da die Deutsche Reichsbahn der DDR auf Dampfloks nicht gänzlich verzichten konnte, holte man sich vier Lokomotiven der Halberstadt-Blankenburger Kontingents. Bei der Deutschen Bahn waren bis 1968 sämtliche Loks der Baureihe 74 ausgemustert. Heute sind die drei letzten erhaltenen Exemplare der Dampflok BR 74 rare Zeitdokumente. Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen und das Verkehrsmuseum Dresden besitzen jeweils noch eine zeitweise betriebstüchtige Lok, die Nummern 741192 und 741230. Eine weitere Lok befindet sich in Polen.